Die Arbeitssituation an dieser Schule ist uninspirierend geworden, zunehmende Einschränkung der Freiheit im Arbeiten durch Eindringen wirtschaftlicher Werte in den eigentlich frei gedachten Bereich der Kunsthochschule. Ein White Cube der die Kunst nur zur Jahresausstellung zulässt. Wir empfinden dieses keimfreie Aufpolieren als Vorboten für die gesamte Umstrukturierung unseres Studiums.
Wenn Studenten für die Präsentation ihrer Arbeit weiße Wände brauchen, sind sie durchaus in der Lage, sich dazu zu verhelfen. Es wird als Geldverschwendung empfunden, die Schule in derart häufiger Wiederholung und Sisyphusarbeit zu weißeln, während woanders Gelder offensichtlich fehlen. Wir fragen uns, für wen das gemacht wird. Die Hochschule muss in unseren Augen der Freiraum und Inspirationsstätte für die künstlerische Arbeit ihrer Studenten sein, welche auch ihre Spuren beinhaltet.
Weiter fragen wir uns, in wieweit sich räumliche Gegebenheiten und Gestaltung auf die Entwicklung von künstlerischem Ausdruck auswirken. In einer Institution, in der auf akademischer und wissenschaftlicher Ebene freie Kunst gelehrt werden will, sollte man außerdem dem sich Bilden sozialer Netzwerke gleichermaßen lehrende Relevanz beimessen wie einem Arbeitsgespräch mit Professoren oder dem Besuch von Kursen.
Wir brauchen eine Schule, welche Ordnung und Unordnung gleichermaßen beinhaltet. Welche Austausch über lebendiges Klima im ganzen Gebäude fördert. Daraus ergibt sich die Dringlichkeit einer Geste. DIONYSISCHES FEST und APOLLINISCHE ORDNUNG. Diese Punkte bilden den Rahmen für einen diskursiven Austausch.
Zum Semesterbeginn In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober findet der explosive, emotionale Ausbruch aus der sich aufgestauten Situation statt. Dabei soll es nicht darum gehen, jemanden persönlich anzugreifen, sondern einen Ausgangspunkt zu schaffen.
Wir agieren mit den Mitteln die uns zur Verfügung stehen, auf die empfundene Penetranz wird mit entsprechender Penetranz geantwortet.
Nach zwei Wochen folgt dann die apollinische Ordnung.
Wir bestehen darauf, unsere Aktion tagsüber am 13. Tage zu beenden, indem wir die Wände weiß streichen, weil wir keinem unsere aus dem dionysischen Chaos entstandene Ästhetik aufzwingen wollen.
Diese Aktion ist als künstlerischer Akt von uns intendiert und soll nicht in vandalistischem Sinne verstanden werden. Unser Zusammenschluss hat sich nicht aus dem Trimester, noch aus dem Verein des Boykotts ergeben.